Auflieger

Der Auflieger

Wir schreiben das Jahr 1980. Das komplette Zeltlager wird in Bullis gepackt und ab geht’s auf die fernen sauerländischen Lagerplätze. Aber die beste Lösung waren Bullis mit Blick auf die steigende Kinderzahl leider nicht. Irgendwie musste das Zeltlager verpackt werden, weshalb uns Firma Disselkamp erst einen 7,5t LKW, später einen Auflieger zur Verfügung stellte. Der Auflieger der Firma Disselkamp wurde uns Messdienern am Donnerstag vor dem Zeltlager „Am Kleigraben“ hingestellt und abends beladen. Freitagmorgens schickte Firma Disselkamp einen Fahrer, der den Auflieger in das Zeltlager fuhr, wo er Freitagvormittags komplett entleert wurde, damit der Fahrer am Freitag Nachmittag wieder in Rheda sein konnte. Doch leider brachte diese Regelung gleich mehrere Probleme mit sich: zum einen war es mit viel Stress verbunden, den Auflieger innerhalb eines Vormittags zu entladen, zum anderen waren die abgeladenen Lagersachen der Witterung ausgesetzt, da innerhalb eines Tages das Lager nicht aufgebaut werden konnte. Also musste auch hier eine andere Lösung her.

Im Jahr 1998 stand die Leiterrunde endgültig vor einem Problem. Durch das immer größer werdende Zeltlager wurden weitrechende Anschaffungen wie weitere Zelte, Duschen und Toiletten immer notwendiger. Bisher hatte der vorhandene Platz zum Einlagern der Materialien bei Familie Goldkuhle und im Keller des Vikars gereicht, nun musste Abhilfe geschaffen werden. Hinzu kam, dass die Firma Disselkamp mittlerweile ihren Betrieb eingestellt hatte. Leider brachten ein ausgiebiges Herumfragen und Aufrufe von der Kirchenkanzel kein zufriedenstellendes Ergebnis.

Es musste also eine andere Lagerungsmöglichkeit her. Mit einem Gedanken fing alles an. Dieser Gedanke war, dass man das gesamte Zeltlager in einen Auflieger packen könnte. Damit war eine Idee geboren, die die Zukunft des Zeltlagers entschieden verändern sollte. Es musste ein LKW Auflieger mit Kofferaufbau her, der viel Diskussionsbedarf in der Leiterrunde anregte: was würde so etwas kosten und wo sollte er untergestellt werden? Schließlich entschied sich die Leiterrunde, den Auflieger zu kaufen. Ausschlaggebend war damals Tino Hille, der bei der Spedition Funke fündig wurde: ein 12 Meter langer, 1-Achsiger Möbelkoffer Auflieger. Der Auflieger war zwar älter als die meisten Mitglieder der damaligen Leiterrunde, aber trotzdem hatten wir uns sofort in ihn verliebt.

Kurz bevor es 1999 in das Zeltlager nach Bad Berleburg-Wunderthausen gehen sollte, wechselte der Auflieger für 1.500 DM den Besitzer. Allerdings war der neugekaufte Auflieger noch irgendwo in Deutschland unterwegs, weshalb wir im Jahre 1999 letztmalig mit einem „fremden“ Auflieger losgefahren sind.

Nach den Sommerferien 1999 nahmen im Wesentlichen vier Gruppenleiter die Umbaumaßnahmen am Auflieger in Angriff: Uli Lakebrink, der als gelernter Schlosser und Maschinenbauingenieur unser Bauleiter wurde, Martin Röwekamp, Jens Huster und Benjamin Recker waren die treuen Gesellen, die jeden Samstag ihre Zeit nutzen um sich in Sachen Rostentfernung und Lackierung weiterzubilden.

Der Auflieger sollte mit Regalen ausgestattet werden, damit an unsere Materialien auch während des Jahres heranzukommen war. Tino besorgte den Winkelstahl, Uli brachte sein Schweißgerät mit, Jens besorgte Regalbretter und Kai einen Trennjäger. So begannen wir im Nebenraum der damaligen Notkirche (unsere St. Clemens Kirche wurde zur damaligen Zeit komplett renoviert) die Regale zu schweißen.

Bei der genauen Begutachtung unseres Schmuckstückes mussten wir feststellen, dass es mit Lackierung und Umbauarbeiten noch nicht getan war. Der Zahn der Zeit hatte nicht nur an der Außenhülle genagt, sondern auch das Fahrgestell angegriffen. Voller Elan begannen wir, den Rost mit Winkelschleifern zu entfernen, nur um nach einigen Stunden festzustellen, dass es keinen Zweck hatte. Das Fahrgestell musste professionell gereinigt werden. Daher brachten wir unseren Auflieger nach Beelen, wo der mit Sandstrahlern gereinigt wurde. Das ging zwar schneller, brachte aber auch einige Komplikationen mit sich. Wir mussten feststellen, dass dem Sandstrahlen alle Strom und Luftleitungen zum Opfer gefallen waren, sodass wir auch diese nach und nach erneuern durften. Uli und Jens kümmerten sich um die Luft, Martin und Benjamin um den Strom.

Während all dieser Arbeiten waren immer wieder viele fleißige Helfer vor Ort, die die alten Werbeaufkleber der Spedition abzogen und die Lackierung mit Lackreiniger und Politur aufarbeiteten. Über den Winter wurden die Türen mit Blechen verstärkt und mit neuen Bolzen wieder eingehängt.

Zu guter Letzt hat unser Künstler Uli noch die markanten Messdiener und unser Logo auf den Auflieger gemalt bzw. lackiert.

Nach vielen Stunden Arbeit und vielen Diskussionen in der Leiterrunde war der Auflieger zum Zeltlager 2000 in Schmallenberg-Berghausen endgültig fertig. Wieder in Rheda angekommen, durften wir anfangs auf dem Bauernhof der Familie Top unseren Auflieger hinstellen, bis Familie Rickfelder sich dazu bereit erklärte, den Auflieger zu sich zu nehmen. Für die Geduld, die Familie Rickfelder bis heute für uns Messdiener aufbringt, sind wir ihnen sehr dankbar, weshalb sie auch an dieser Stelle eine besondere Erwähnung finden sollten.

Der Auflieger war also fertig und konnte für das Zeltlager gebraucht werden. Doch was heißt fertig? Ständig wird der Auflieger, das Schmuckstück unseres Zeltlagers, repariert, verbessert und gepflegt.

Mittlerweile reicht unser Auflieger als einziges Transportfahrzeug nicht mehr aus, um die Massen an Zeltlagermaterialien, die sich über die Jahre angesammelt haben, mit in das Sauerland zu nehmen. Daher fahren wir seit 2009 zusätzlich mit einem 7,5t LKW ins Zeltlager.

Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn sich jemand finden würde, der einen Auflieger an uns abgegeben möchte.